Alle paar Jahre wird unter Akkordeonfans ein Filmtipp weitergereicht: „Da gibt es einen neuen Film, in dem kommt das Akkordeon vor, den musst du einfach gesehen haben!“ Bleibenden Eindruck bei vielen Liebhabern des Akkordeons hat sicher der Film „El Acordeón Del Diablo“ (CH 2000) hinterlassen, der die Musik- und speziell die Akkordeonszene Kolumbiens porträtiert. Ein anderer, großartiger Film, bei dem dieses Instrument im Mittelpunkt steht, ist der Film „Accordion Tribe“ (CH 2005), der das gleichnamige Quintett auf der Tournee begleitet.
Beide Filme sind Dokumentarfilme des in Deutschland geborenen, aber in der Schweiz aufgewachsenen Stefan Schwietert – wobei Schwietert viele weitere beeindruckende Kinofilme realisiert hat. Wir hatten uns schon lange auf die Gelegenheit gefreut, diesen Filmemacher im akkordeon magazin vorzustellen und mehr über ihn und seine Filme zu erfahren. Jetzt besuchten wir Stefan Schwietert in seiner Wohnung in Berlin-Mitte.
— In fast allen deiner Filme ist Musik sehr wichtig. Du bist selbst Musiker? Im Internet haben wir irgendwo ein Bild gefunden, auf dem du Geige spielst…
Steffen Schwietert: Nein, das muss eine Verwechslung sein. In meiner Jugend gab es etwas Klavierunterricht, aber ohne viel Begeisterung und Erfolg. Mein Film über das Jodeln gab mir später den Anstoß, öfter zu singen. Jetzt singe ich regelmäßig im Chor mit, aber nur privat.
— Was hat dich dazu gebracht, Filmregisseur zu werden? Wie ging es bei dir los mit der Faszination fürs Kino?
Ich bin ja in einem Vorort von Basel groß geworden. Dort liefen in den Vorstadtkinos meistens Filme wie „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“. Als ich in dem Alter war, dass ich anfing an Sex zu denken, sah ich ein Kinoplakat, auf dem nackte Frauen zu sehen waren, und der Film war ab 16! Die waren der Grund, dass ich hineinging. Der Film war Bertoluccis Film „1900“. Ich hatte erotische Anregung gesucht, stattdessen hatte ich das erste cineastische Erlebnis, die erste Begegnung mit großer Filmkunst.
Als ich anfing, meine ersten Filme zu realisieren, drehte ich kleine Spielfilme, also Filme mit Schauspielern, die einem Drehbuch folgten. Das war mir aber auf die Dauer zu künstlich. Darum begann ich, richtige Menschen in ihrem richtigen Leben zu zeichnen.
— Deine Filme sind Dokumentarfilme, aber du fängst die Realität sehr vielfältig und oft poetisch ein. Du zeigst die Landschaften, die Stimmungen, und lässt sogar Märchen mit einfließen.
Ja, das war im Film „Acordeón Del Diablo“.
— …auch dein Film über das Alphorn beginnt mit einem Märchen. Aber schon im ersten Film, der von dir in die Kinos kam, „A Tickle in the Heart“, nimmst du dir viel Zeit und Geduld, Stimmungen zu zeigen, Atmosphäre wiederzugeben, Menschen zu beobachten und ihnen zuzuhören, statt einfach nur das Musikmachen abzufilmen.
Ich glaube, ich habe da eine Vorreiterrolle übernommen. Inzwischen gibt es viel mehr junge Dokumentarfilmer, die in ihren Filmen poetisch erzählen.
Ja, dieser Film ist dann sogar in „Brigitte“ rezensiert worden: ein Dokumentarfilm rezensiert im Frauenmagazin, man stelle sich das vor! Auf den Festivals und bei vielen Kritikern wurde er ziemlich scheel angesehen damals: „Was für ein oberflächlicher Film, zu viel Stimmung, zu wenig harte Fakten, so ein Film bekommt sogar eine Kritik in der Frauenzeitschrift!“
Ich glaube, ich habe da eine Vorreiterrolle übernommen. Inzwischen gibt es viel mehr junge Dokumentarfilmer, die in ihren Filmen poetisch erzählen.
— Dein erster Kinofilm „A Tickle In The Heart“ zeigt die Veteranen der jüdischen Klezmermusik in den USA, die Epstein Brothers. Zu Beginn sieht man die eigenartige Idylle ihres Altersruhesitzes, einer Rentnersiedlung in Florida. Zu ihrer Überraschung erhalten sie die Einladung, ein Konzert mit Klezmermusik in Europa zu geben, in Berlin. Kam der Kontakt für dieses Filmprojekt in Berlin bei diesem Konzert zustande?
Nein, das lief anders. Als ich in New York war, bekam ich Kontakt zur damaligen Klezmer-Revival-Szene, der Gruppe Klezmatics und ihren Freunden. Mich faszinierte die wechselvolle Geschichte der jüdischen Musikkultur: in Europa ausgelöscht durch Vertreibung und Vernichtung, weiterlebend in den USA, wieder zugrunde gehend durch die Assimilation in den 50er Jahren, und dann neu belebt durch die Enkel der Veteranen. Das faszinierte mich.
— Dieser Film war ein recht großer Erfolg…
Ich hatte zunächst gar nicht vorgehabt, einen Akkordeonfilm zu drehen. Das Akkordeon hatte mich nie besonders interessiert… Mir ging es ursprünglich bei diesem Film um etwas ganz anderes.
Ja, und dieser Erfolg half mir, dass die Filmförderungen danach mein folgendes Projekt in Kolumbien bewilligten. Wer hätte sonst wohl die Kosten für einen Filmdreh in Südamerika übernommen?
— Dort entstand dann dein erster Film, in dem das Akkordeon eine wichtige Rolle spielt.
Ich hatte zunächst gar nicht vorgehabt, einen Akkordeonfilm zu drehen. Das Akkordeon hatte mich nie besonders interessiert, ich hatte es bis dahin meist mit abgedroschener Musik erlebt… Mir ging es ursprünglich bei diesem Film um etwas ganz anderes. In dem Roman „Hundert Jahre Einsamkeit“ von Gabriel García Márquez kommt die Legende vor von dem Mann, den der Teufel zum Akkordeonduell herausfordert. Die Legende interessierte mich, nicht das Akkordeon. Ich erfuhr, dass diese Legende nicht von Márquez erdacht war, sondern Volksgut in Südamerika ist. Ich fand mehrere Landstriche, in denen jeweils gesagt wurde: „Ja, das ist bei uns passiert, wir wissen auch wie der Mann heißt, dem das passiert ist, sein Name ist …“ und dann folgte jedesmal ein anderer Name. Diese Recherchen waren es, die mich dann zum Akkordeonisten Pacho Rada führten, und damit auch zur Harmonika.
Man spielt ja in Kolumbien Harmonikas der Firma Hohner. Ich habe mal bei Hohner nachgefragt – die wissen all das nicht. Die liefern die Instrumente in das Nachbarland Panama, von dort werden sie schwarz nach Kolumbien über die Grenze gebracht, dort werden sie dann nach den Vorstellungen und Wünschen der Musiker höher getunt. So kam bei der Recherche eins zum anderen, und ich fand bei diesem Film die Faszination für das Akkordeon.
— Dein folgendes Filmprojekt hatte wieder das Akkordeon im Mittelpunkt.
Dem Musikjournalisten Chritsoph Wagner verdanke ich das ganze Grundlagenwissen über das Akkordeon und seine Geschichte, seine Soziologie, seine ganze Widersprüchlichkeit: Als halbwegs erschwingliches Industrieprodukt wurde es das Instrument des kleinen Mannes, des Proletariats, der Vorstädte; aber gleichzeitig war es auch ein Jobkiller für viele Musiker, da ein einziger Spieler ein ganzes Ensemble ersetzen konnte.
Über das Akkordeon, seine Geschichte und Entwicklung wusste ich damals immer noch nicht besonders viel. Bei den Recherchen zum nächsten Film lernte ich den Musikjournalisten Christoph Wagner kennen – kennt ihr den?
— Ja, klar. Der Autor des Buches „Das Akkordeon: Eine wilde Karriere“. Wir wollten dich nachher fragen, ob ihr jemals in Verbindung getreten seid…
Er hat mir bei diesem Film sehr geholfen. Ihm verdanke ich das ganze Grundlagenwissen über das Instrument und seine Geschichte, seine Soziologie, seine ganze Widersprüchlichkeit: Als halbwegs erschwingliches Industrieprodukt wurde es das Instrument des kleinen Mannes, des Proletariats, der Vorstädte; aber gleichzeitig war es auch ein Jobkiller für viele Musiker, da ein einziger Spieler ein ganzes Ensemble ersetzen konnte. Die Rolle im Kolonialismus: einerseits begehrtes Instrument bei vielen Völkern der kolonialisierten Gebiete, andererseits hat es die tra- ditionellen Instrumente zurückgedrängt.
Ursprünglich wollte ich einen Film drehen über fünf Akkordeonspieler in fünf Ländern, in Ländern der kolonialisierten Welt: einer in Madagaskar, einer in Südamerika… Aber das hätte nicht geklappt.
— Auch diesmal wurde es ein ganz anderer Film als zunächst geplant.
Ursprünglich wollte ich einen Film drehen über fünf Akkordeonspieler in fünf Ländern, in Ländern der kolonialisierten Welt: einer in Madagaskar, einer in Südamerika… Ich merkte aber bei den ersten Recherchen: Das hätte nicht geklappt. Wenn ich einen Spieler porträtiere, mit seiner Musik, mit seiner Situation in seinem Land, den ganzen sozialen Bezügen – dann wäre es ein zu harter Schnitt gewesen, zu einem anderen Spieler in einem anderen Land zu wechseln, und das womöglich mehrmals nacheinander. Ich hatte das Projekt fast abgeschrieben, als ich in Österreich den Akkordeonisten Otto Lechner kennenlernte. Der war im Jahr zuvor bei der ersten Tournee des Quintetts Accordion Tribe dabei gewesen und erzählte mir davon. Und das waren fünf Musiker, die ich ohne Schwierigkeiten in einem Film gemeinsam porträtieren konnte.
Als Glücksfall ergab sich, dass eine neue Tournee gerade in Planung war – es kann sein, dass das Filmprojekt das noch begünstigt hat –, sodass das Filmteam erst die Proben und die Tournee begleiten konnte, später haben wir die Musiker einzeln in ihrem Land besucht.
Ja, die Celliers waren Liebhaber, die hochprofessionell volkskundliche Aufnahmen sammelten, die aber auch ganz große Sachen angestoßen haben – die Weltkarriere von Georg Zamfir, dem Panflötenspieler. Als ich klein war, lagen diese Aufnahmen bei meinen Eltern auf der Musiktruhe,
— Die Entstehungsgeschichten deiner Filme sind ja fast nochmal so spannend wie die Filme selbst. Es ist beeindruckend, wie sich um einen anfänglichen, kleinen Aspekt ein großes, verzweigtes Projekt kristallisiert. So war es ja auch in deinem Film „Balkan Melodie“. Zunächst ging es nur um den Schweizer Sammler Marcel Cellier, der gemeinsam mit seiner Frau schon in den 50er Jahren Rumänien und Bulgarien bereiste, aus Faszination für die Musik.
Ja, die Celliers waren Liebhaber, die hochprofessionell volkskundliche Aufnahmen sammelten, die aber auch ganz große Sachen angestoßen haben – die Weltkarriere von Georg Zamfir, dem Panflötenspieler. Als ich klein war, lagen diese Aufnahmen bei meinen Eltern auf der Musiktruhe, etwas süßlicher Kram, der mich als Junge nicht weiter interessiert hat. Diese Karriere nahm ja ihren Anfang mit Aufnahmen aus Celliers Kellerstudio, das geriet dann weit aus deren Einflussbereich hinaus. Der Film zeigt dann auch die neuere Entwicklung – ernüchternd, aber es gehört ja dazu. Im Film ist das gewissermaßen eine Parallele: zum einen das Ehepaar Cellier, sie sind ja schon hinfällig, in ihrem Häuschen, ihrem Garten, mit ihren Erinnerungen, Cellier starb bald nach den Dreharbeiten – und zum anderen die sterbende Folklore Osteuropas. Im Ceausescu-Regime gefördert, was ja auch seine guten Seiten hatte, aber letztlich wurde sie schon damals nur künstlich am Leben gehalten.
— Die wunderbaren Frauenchöre der voix bulgares haben nur noch selten kleine Auftritte, und aus George Zhamfir ist ein bitterer alter Mann geworden, der sich betrogen wähnt und von einer neuen Weltmusik unter rumänischer Führung träumt – und dein Film kommentiert das, indem er es eben nicht kommentiert. Die Kamera schaut einfach geduldig zu und lässt ihn reden. Dieses „Zuschauen ohne zu kommentieren“ trägt auch die beiden Filme, die du über ganz typische Schweizer Musikerscheinungen gedreht hast: das Jodeln, und das Spiel auf dem Alphorn. Alphornklänge hört man als Schweizer wahrscheinlich bis zum Überdruss…
Ach, eigentlich gar nicht. Nur manchmal auf dem Flughafen…
— In beiden Filmen imponiert mir hier besonders das Gespür, mit dem du musikalische Qualität witterst. Als Zuschauer war ich bei diesen Filmen erst etwas irritiert und auch beschämt: ich wurde mir meiner gewohnten Denkschablonen bewusst, gerade weil sie nicht „bedient“ wurden. Beim mehrmaligen Ansehen fiel es mir erst so richtig auf: Du stellst Traditionalisten und experimentelle Musiker gleichermaßen vor, lässt alle erzählen, auch hier wieder ohne zu werten. Man erlebt den Einklang der traditionellen Alphornmusik mit der Natur, hört aber auch die lächerlich anmutenden engen Bekenntnisregeln, die der Alphornverband für seine Mitglieder aufgestellt hat. Und dann erlebt man junge Musiker bei der – nicht immer einfachen – Suche nach neuer Authentizität.
Smartphones, Elektronik, wir sind überall zugedröhnt von Musik. Sieh dir die Jugendlichen an der Haltestelle an. Was wäre, wenn es jetzt mit einem Schlag keine Musik mehr geben würde?
So ist es ja auch beim Akkordeon. Es gibt das Schwiizer-Örgeli, es gibt aber auch Musiker wie Hans Hassler, die ganz neue Sachen mit dem Akkordeon machen.
— Inzwischen ist ja schon wieder ein neuer Film von dir in die Kinos gekommen.
Ja. Ein Experiment. „Imagine Waking Up Tomorrow And All Music Has Disappeared“. Was ist mit der Musik in der Zeit des Überangebotes? Smartphones, Elektronik, wir sind überall zugedröhnt von Musik. Sieh dir die Jugendlichen an der Haltestelle an. Was wäre, wenn es jetzt mit einem Schlag keine Musik mehr geben würde? Mit Bill Drummond habe ich einen Musiker getroffen, der dieser Frage nachgeht, und mit ihm habe ich diesen Film realisiert. Auf Festivals war dieser Film im letzten Jahr sehr erfolgreich; im Kino lief er leider etwas weniger gut. Bei „Balkan Melodie“ sagen die Leute: oh ja, da gibt es Balkanmusik zu hören. Die Idee, einen Film über „keine Musik“ zu sehen, ist vielleicht für manche weniger verlockend.
— Ja schade, wer ihn im Herbst/Winter in den Programmkinos versäumt hat, wird jetzt etwas warten müssen. Auf DVD ist er noch nicht erhältlich. Wie sieht es mit neuen Projekten aus?
Neue Filmprojekte gibt es vorerst nicht. Mich beschäftigt ein anderes großes Projekt: Ich habe jetzt eine Professur an der Filmhochschule in Babelsberg. Zum Beispiel geht es jetzt darum, einen neuen Masterstudiengang für den Dokumentarfilm zu entwickeln. Aber in den nächsten Wochen fahre ich erst einmal weg.
— Wo geht es hin? Weit?
Ja, weit.
— Dann hier erst einmal danke dafür, dass du dir kurz vor dem Urlaub noch Zeit für unser Gespräch nehmen konntest. Und wir wünschen Glück und Erfolg für alles, was du in Zukunft anpacken wirst!
Die Musikfilme des Stefan Schwietert
Tickle In The Heart (1996)
Der Film beginnt in der Amerika-Idylle einer Senioren-Siedlung in Florida. Dort haben sich die Epstein-Brüder mit ihren Familien zur Ruhe gesetzt. „Ruhe“ stimmt nicht ganz, denn immer noch spielen sie auf jüdischen Hochzeiten: Es sind die letzten noch lebenden Veteranen der Klezmermusik in den USA. Der Film begleitet sie auf ihren Hochzeits-Musiken, zeigt, wie sie den jungen Klarinettisten Joel Rubin kennen lernen, durch dessen Vermittlung sie nach Europa reisen, um in Berlin zu konzertieren und in Osteuropa die Heimat ihrer Musik zu besuchen.
El Acordeón del Diablo (2000)
Der Musiker „Pacho“ Rada hat Geburtstag, ganz Kolumbien freut sich mit ihm und veranstaltet einen Umzug zu seinen Ehren, denn der 93-Jährige gilt mit seinen Liedern als Vater des Son, einer Strömung der nationalen Volksmusik. Ausgehend von der Legende eines Akkordeon-Duells mit dem Teufel begleitet der Film Pacho Rada, zeigt die prominentesten Musiker der kolumbianischen Szene privat und im Konzert. Der Film zeigt Land und Leute, (geschmuggelte) Hohner-Akkordeons aus Deutschland und kolumbianische Musiker, die solange an den Stimmzungen feilen, bis Tonart und Klang der Stimmzungen für sie genau richtig sind.
Das Alphorn (2003)
Schwietert stellt in diesem Film die ganze Breite der alphornblasenden Szene vor: von den eisernen Traditionalisten, die beim jährlichen Wettblasen mit einer Punkteliste überprüfen, ob bei jedem Vortragenden alles seine Ordnung hat, bis zu individuellen Klangkünstlern, die um eine neue Authentizität ringen, und Jazzrock-Musikern, die die Klänge des Alphorns in den Zusammenhang einer Bigband stellen.
Accordion Tribe (2005)
Stets dazu bereit, Neues auszuprobieren, fasst der New Yorker Musiker Guy Klucevsek 1996 den Plan, die besten Akkordeon-Player und -Composer der Welt zu finden und mit ihnen auf Welttournee zu gehen. Dieser Film proträtiert die fünf Musiker-Individualisten (aus USA, Schweden, Finnland, Kroatien und Österreich), zeigt wie sie zusammenfinden, begleitet sie bei Proben, CD-Aufnahmen und bei der Tournee und zeigt Ausschnitte der Konzerte.
Heimatklänge (2007)
Den Schweizern geht es ähnlich wie weiland uns Deutschen: Sie schämen sich ein wenig ihrer überlieferten Volksmusik- und Gesangstradition. Dieser Film gibt sich mit solchen Vorurteilen gar nicht erst ab und lässt sich auch nicht auf ein vordergründiges „Es darf wieder gejodelt werden“ ein. Er porträtiert drei zeitgenössische, experimentierende Vokalisten, führt uns aber auch in die Bilder der Bergwelt und zeigt, wie in dem traditionellen Jodelgesang der Wirtshaussänger ein tiefer Einklang der Menschen miteinander und mit der Natur liegt. „Wo die Menschen rufen, singen, jodeln, juchzen, sich erfreuen am Echo, am Zwiegespräch mit der Natur. Das ist keine Touristen-Folklore. Das ist echtes Gefühl, wahre Kunst.“ (H.P. Daniels im Tagesspiegel)
Balkan Melodie (2012)
Der Film porträtiert das Schweizer Produzenten-Ehepaar Marcel und Catherine Cellier, die schon in den 50er Jahren begeistert die Balkan-Länder hinter dem Eisernen Vorhang bereisten, um die Volksmusik Rumäniens und Bulgariens zu dokumentieren. Um diese Biografie herum bringt der Film viele Einblicke in die Situation der Balkan-Folklore und ihrer Musiker, die Förderung und Vereinnahmung zur Zeit der kommunistischen Herrschaft und die neue Situation danach. „Früher sangen wir: Ich kam heim und band das Pferd an den Baum. Aber jetzt? Wo ist das Pferd? Wo ist der Baum?“, sagt Aurel Ionita, dessen Zigeunertruppe Mahala Rai Banda mit Balkanbeat und -Reggae weltweiten Erfolg hat.
Imagine Waking Up Tomorrow And All Music Has Disappeared (2015)
Stell dir vor, wir wachen morgen auf, und alle Musik ist verschwunden. Einfach so. Was bleibt uns, wenn das alles weg ist: Platten, iPods, Instrumente? Wenn wir auch nicht mehr wissen, was das überhaupt war: Musik? Stefan Schwietert geht der Frage nach, was Musik im Zeitalter der Übersättigung durch digitale Medien überhaupt noch bedeuten kann, und hat einen Musiker gefunden, der sich schon lange mit dieser Frage beschäftigt. Der britische Konzeptkünstler und ehemalige Musikmanager Bill Drummond hat schon 2005 den jährlichen „No Music Day“ ins Leben gerufen. Sein Projekt „The 17“ vereinigt jeweils 17 Laienmusiker zu einem Konzert ohne Noten und ohne Proben. Der Film begleitet ihn dabei.