Eine feine Mischung haben die fünf Musiker•innen von „Goitse“ hier zusammengestellt. Um es gleich zu Beginn klarzustellen: den Namen der Band spricht man nicht „Goi-Tse“, sondern „Gwi-Cha“. Rätselhafte keltische Sprache. Und „Tall Tales“ – ich musste es googlen – sind Flunkereien; es geht also um „Jägerlatein und Missgeschicke“.

Da Goitse längst eine Irish Folk Band von Weltrang sind, haben sie auf ihren Tourneen genug Abenteuer erlebt, um reiches Material für ihre Flunkergeschichten zu haben. Das liest sich in den Liner Notes dann etwa so – in der Beschreibung zum ersten Stück der CD: „Nachdem James’ US-Visum zu spät bewilligt wurde, um an der Tour teilzunehmen, verschickte er sich selbst von Kanada aus über  die Grenze in einem kleinen, aber stabilen Pappkarton. Das letzte Stück dieses Sets lernte er, während er das Radio des Post-LKW’s hörte und wünschte, er hätte den Aufpreis für Expresslieferung bezahlt.“

Oder aber auch (vermutlich nicht geflunkert): „Dieses Stück handelt davon, das College abzuschließen und sich vom Acker zu machen.“

Das alle fünf meisterhaft spielen, ist ihnen längst bestätigt worden. Das schnelle irische Stücke unbändig swingen, mit immer neuen Schleifen der Melodie Spaß und Überraschung verbreiten – das ist nicht neu, das haben schon die Väter und Großväter oft bewiesen. Was gefiel mir mir bei Goitse besonders?

Zunächst die Durchsichtigkeit der Arrangements. Da brettert nicht dauernd die ganze Band (was zu einem andauernden Gute-Laune-Lärm führen könnte), statt eines Schlagzeuges sorgt die Handtrommel für schlanke rhythmische Akzente; für einige Stücke legt der Akkordeonist sein Instrument beiseite und unterlegt zarte Jazzakkorde auf dem Piano, auch Gesang gibt es nur selten, aber wenn die Geigerin Aine McGeeney dann singt, macht sie ihrem Vorbild
Eithne Ni Uallachain alle Ehre.

Und schließlich die Leichtigkeit und Eleganz, mit der immer wieder überraschende Taktwechsel und Breaks eingebaut sind. Das wirkt nicht ausgeklügelt, sondern stets neu als elegante, schwungvolle Volte, mit der der Zuhörer überrascht und erfreut wird: „Holla, hör mal, wir können noch einen Gang zulegen!“

Fazit: Solche „Missgeschicke“ lässt man sich gerne gefallen.

pmh

 

 

 

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