
Peter M. Haas:
Video-Workshop
Grooven und improvisieren – Bluestonleiter
Kapitel 1
Hier starten wir ganz einfach…
➡️ In Schritt 1 zeige ich dir – ganz ohne Noten – ein einfaches Thema und einen einfachen Groove. Anschließend lernst du einen Tonvorrat kennen, der in Blues, in der Pop- und Rockmusik besonders gerne für Improvisationen und Läufe benutzt wird. 🎵
1.1 | Begleitung für die linke Hand
Hier zeige ich eine Begleitung ohne Akkordwechsel – ganz einfach in d-Moll.
Fortgeschrittene können die Begleitung ausbauen und variieren. Wenn du aber noch wenig Erfahrung hast, drauflos zu spielen, solltest du im Anfang die ganz einfache Form bevorzugen, damit du nicht mit deinen Einfällen der rechten Hand ins Stolpern kommst…!
Fingersatz für die linke Hand:
mein Fingersatz ist:
D = 4 | dm = 2 | A = 3 | C = 5 | D = 4
eine mögliche Alternative (für kleine Hände):
D = 3 | dm = 2 | A = 2 | C = 5 | D = 3
1.2 | Eine einfache Melodie für den Autumn Groove
Eine ganz einfache Melodie leitet unser Stück ein. Hier zeige ich sie dir auf den Tasten.
Handposition für das ganze Thema: Setze den Daumen auf d, den Zeigefinger auf f, den Ringfinger auf a.
1.3 | Ein „Lick“ für die rechte Hand
Zum Groove der linken Hand gehört eine Melodie in der rechten Hand, die wir am Anfang des Stückes und immer wieder zwischendurch spielen können. Es ist ein typisches „Lick“ mit Doppelgriffen, wie es sehr oft im Blues und in der Rockmusik benutzt wird.
Greife den D-Moll-Akkord – Daumen auf d, dazu kommen die beiden Töne f – a (am besten mit 2 – 4 gegriffen).
Der erste Doppelgriff ist f – a, dann steigt die Tonfolge auf: g – h und schließlich a – c.
1.4 | Alles im Zusammenhang
Hier hörst du schon einmal Groove und Melodie im Zusammenhang.
1.5 | Notendarstellung
Vielleicht wird dem/der einen oder anderen jetzt doch etwas mulmig, so ganz ohne Noten. Hast du vielleicht Schwierigkeiten, das Doppelgriff-Lick der rechten Hand mit der Begleitung links zusammenzubringen?
Zur Sicherheit und für Notfälle führe ich dir hier die Notendarstellung vor:
1.6 | Eine kleine Zutat: Ein Vorschlag auf der „blue Note“
Musiker, die mit Blues vertraut sind, benutzen solche Vorschläge oft schon automatisch, ohne über den Effekt nachzudenken.
Meinen Schülern imponiert es immer sehr. Als Vorschlag vor dem Ton „a“ nehmen wir das „gis“, oder „schmieren“ sogar die ganze Folge „g -gis -a“, mit der wir uns in den Zielton „a“ gewissermaßen lustvoll hineinwühlen.
Das Video zeigt wie es geht.
Mehr über „blue notes“
Die „blauen Noten“, die so genannten „blue notes“ spielen eine zentrale Rolle im Blues und im Jazz.
Später wirst du sehen, wie unsere Blue Note (in diesem Fall also das „gis“ bzw. „as“) in die Tonleiter gleichberechtigt aufgenommen werden kann, und du wirst Interessantes zur Entstehung dieser „bluesigen Töne“ erfahren.
1.6 | Ein Beispiel zur Improvisation
Der Tonvorrat unserer Melodie ist gleichzeitig ein großartiger Tonvorrat, um darauf zu improvisieren. Zahllose Themen, Soli und Sololäufe aus Pop- und Rockmusik verwenden diese Tonleiter.
Hier gebe ich dir ein Beispiel, wie es gehen kann. Lasse dich inspirieren!
1.8 | Ein Play-Along für deine Improvisation
Wenn wir neue Läufe ausprobieren wollen, sollten wir immer die rechte Hand alleine arbeiten lassen. Wer sofort die linke Hand mit dazu spielt, legt sich selbst Steine in den Weg, denn die Koordination beider Hände blockiert das halbe Gehirn. Darum habe ich hier eine Play Along Aufnahme für dich, die deine ersten Improvisationsversuche begleitet. Du kannst dich vom Video führen lassen, oder dir die Audioaufnahme (MP3) herunterladen.
mp3-Datei herunterladen
Hier kannst du die Play-Along-Aufnahme als mp3-Datei herunterladen:
1.9 | Höre dir berühmte Stücke an, die die Bluestonleiter verwenden
Möglichst schnell sollst du mit dem Klang der Bluestonleiter vertraut werden. Hier zeige ich deshalb dir zwei berühmte Melodien, die die Bluestonleiter verwenden, in der You-Tube-Aufnahme. Klicke auf das Plattencover, um die Aufnahme anzuhören!
Hinweis: Marvin Gaye singt „Sunny“ in F-Moll; Ella Fitzgerald singt „Summertime“ in H-Moll.
Ganz leicht – oder doch nicht so einfach?
Viele werden jetzt sagen: „Gut und schön, ich probiere ein bisschen drauflos, aber mir fällt nichts wirklich Interessantes ein.“ –
Ganz wichtig ist deshalb:
• Es dauert länger, sich einen Vorrat an interessanten Spielfiguren und Motiven zurechtzulegen. Schraube also deine Erwartungen an die ersten Versuche nicht allzu hoch.
• Zusammen macht es oft besonders viel Spaß: Lade einen Freund/ eine Freundin ein, mit dir zusammen zu probieren!
• Quäle dich nicht mit beiden Händen ab, wenn du neue Läufe für rechts ausprobieren willst. Lasse die linke Hand weg, und lasse dich vom Play-Along begleiten!
Viele kleine Tricks können dir helfen, gute Ideen zu bekommen, wie du dich mit diesen Tönen und über diesem Groove bewegen kannst. Die folgenden Kapitel geben dir reichhaltige Anregungen.



Gibt es bevorzugte Blue Notes oder darf ich von jeder Stufe eine Blue Note bilden?
Hallo Peter, offenbar bist du noch in Kapitel 1.
Deine Frage ist ganz spannend. Erst einmal – in der Bluestonleiter, wie wir sie hier erklärt haben – ist die „flatted fifth“, also die verminderte Quinte die einzige Blue Note. In der D-Bluestonleiter ist es der Ton „as“ bzw. „gis“.
Später werde ich zeigen, dass auch andere Noten als „Blue Note“ funktionieren können – je nach Zusammenhang. Warte ab bis Kapitel 7!
Kann ich die Bluestonleiter und ihre Erweiterungen auch anwenden auf Musik aus dem persischen/arabischen und osteuropäischen Raum? Wenn ja, wie würde das aussehen? Ich stehe beim Thema Improvisation noch ziemlich am Anfang. Ich bin Mitglied in einem großen interkulturellen Improvisationsensemble, in dem die Musik oft automatisch in diese Richtung geht und wäre gespannt, ob es auch hierfür Tipps und Grundlagen gibt oder ob man sich auf sein Gehör verlassen muss.
Gute Frage, Martina! Zunächst einmal gibst du mit dem letzten Satz das allerbeste Stichwort: auf unser Gehör müssen wir uns immer verlassen. Alles, was wir wissen oder glauben zu wissen, ist ja nur theoretisch, wir müssen immer hörend überprüfen, wie sich unsere Musik anhört.
▶️ Zur Reinen Fünftonleiter: die wirst du recht oft einsetzen können. Aber es hängt immer vom Kontext ab – einige Hinweise darauf wirst du in den folgenden Kapiteln dieses Workshops finden. Manchmal könnte die Fünftonleiter zu langweilig wirken, manchmal kann sie großartig passen. Es gibt aber z.B. in Balkanmusik oder in arabischer Musik abweichende Skalen, die sich nicht mit unserem Dur/Moll decken. Es könnte für dich interessant sein, zu diesem Thema mit den anderen Mitgliedern der Gruppe zu diskutieren.
▶️ die Blue Note(s) wirst du dann wahrscheinlich meistens nicht einsetzen können – oft könnten Sie der Musik dann einen unfreiwilligen Blues Touch geben. Aber probiere es doch einfach!
Nachtrag – inzwischen habe ich ein Musik Beispiel von dir bekommen, Martina.
Wie ich schon geargwöhnt hatte:
Hier kannst du die Fünftonleiter vergessen, denn die zu Grunde liegende Skala ist Ahava Raba, die Tonleiter, die ich vereinfacht gerne „Balkan -Dur“ nenne. Wenn es eine Fünftonleiter wäre, die passt, wäre es sowieso nicht unsere (Moll) Bluestonleiter, sondern die (Dur-) pentatonische Tonleiter. (wird im neuen Kapitel 7 dieses Groove Workshop erklärt).
Über Balkan-Dur und Balkan-Moll erfährst du mehr in meine Akkordlehre. Bd. 1, Kapitel zehn.
Das Buch wurde gerade frisch überarbeitet und ist noch übersichtlicher als bisher.