
Ein kleiner Einblick in die Geschichte des Akkordeons
Wer war der Erfinder des Akkordeons? Wann wurde das Tasten-Akkordeon erfunden? Wie sahen die ersten Akkordeons überhaupt aus?

Foto: Peter M. Haas • Instrument aus der Privatsammlung D. Plinke
Dieses Thema kann natürlich dicke Bücher und Abhandlungen füllen. Ich greife hier nur einige Aspekte heraus. Das Besondere an meinem Überblick über die Geschichte des Akkordeons: Ich kann ein paar authentische Illustrationen beifügen, es sind Fotos, die ich in der Privatsammlung von Dieter Plinke in Berlin machen durfte.
Die Themen dieser Seite:
1. Wann wurde das Akkordeon erfunden?
2. Wer hat das Akkordeon erfunden?
3. Wie sahen die frühen Akkordeons aus?
4. Hatte man auf den Akkordeons um 1850 schon alle Halbtöne?
5. Seit wann gibt es chromatische Akkordeons?
6. Seit wann gibt es Akkordeons mit Tasten?
7. Der Siegeszug des Tastenakkordeons
8. Knopf oder Taste – was ist besser?
1. Wann wurde das Akkordeon erfunden?
1829 wurde das erste Instrument namens „Accordion“ in Wien zum Patent angemeldet. Die originale Patentschrift vermeldet:

Quelle: www.zoraweb.com
Der Orgel- und Claviermacher Cyrill Demian und seine Söhne Carl und Guido, in Wien erhalten den 23. May 1829 ein 2jähriges Privilig auf die Erfindung eines neuen Instrumentes, A c c o r d i o n genannt, welches die Form eines kleinen Kästchens hat, worin Federn auf Stahlplatten samt einem Blasebalg angebracht sind, und zwar dergestalt, daß es bequem eingesteckt werden kann. Es können auf demselben Arien, Märsche &c., selbst von Nichtkennern der Musik, nach kurzer Übung, und die lieblichsten 3-, 4-, 5- und mehrtönigen Accorde nach der Einrichtung des Instrumentes gespielt werden.“
Mehr Info dazu auf wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Cyrill_Demian
2. Wer hat das Akkordeon erfunden?
Das Patent von 1829
Es war der Instrumentenbauer Cyrill Demian, der 1829 sein „Accordion“ patentieren ließ.

Foto: zoraweb.com
Es gab aber wichtige, frühere Erfinder. Wie meist im Instrumentenbau, wirkten die Entdeckungen verschiedener Erfinder zusammen und bauten aufeinander auf. Der Name „Accordion“ geht zwar auf Demian zurück, aber das Instrument beruht auf weiteren, wichtigen Vorarbeiten, so dass in der Fachliteratur eine Zeit lang erbitterter Streit geführt wurde, wer denn der „wirkliche“ Erfinder des Akkordeons war.
Wichtige Vorläufer:
Anton Haeckl baute seit 1818 die Physharmonika als Tasteninstrument, das erstmals einen Luftbalg durchschlagende Stimmzungen verwendete, wie sie seither auch im Akkordeonbau gebraucht werden. Die große Version war ein Standmodell und damit ein Vorläufer des Harmoniums; die kleine Version hat bereits Züge des Akkordeons.
Mehr Info auf wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Physharmonika
Vermutlich um 1822 baute der Klavierstimmer Christian F. L. Buschmann mit seiner Handäoline ein Stimmzungen-Instrument mit Blasebalg und damit einen wichtigen Vorläufer des Akkordeons. Buschmann ließ jedoch seine zahlreichen Erfindungen nicht selbst patentieren.
Mehr Info auf wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Friedrich_Ludwig_Buschmann
3. Wie sahen die frühen Akkordeons aus?
Das Instrument wurde auf den Arm gelegt. Die Ventile für die Melodietöne spielte man mit der rechten Hand, die Linke Hand bediente den Balg und die Ventile für die Begleitakkorde. Anfangs gab es nur die beiden Akkorde „Grundakkord“ und „Dominante“, die gemeinsam mit den zugehörigen Melodietönen erklangen.

Foto: Peter M. Haas • Instrument aus der Privatsammlung D. Plinke
Dass noch um 1860 häufig auf solchen „Arm-Harmonikas“ gespielt wurde, zeigt die Karikatur von H. Daumier, die im Dezember 1865 in einem Pariser Satire-Magazin veröffentlicht wurde:

4. Hatte man auf Akkordeons um 1850 schon alle „Halbtöne“?

Nein; die modernen, → chromatischen Instrumente kamen erst später. Alle Instrumente, die bis etwa 1860 gebaut wurden, waren → diatonisch, d.h. sie waren an eine jeweilige Tonart/Tonleiter gebunden. Oft hatten sie weder Tasten noch Knöpfe, sondern Ventilklappen für die Melodietöne. Die Illustration oben zeigt ein Modell aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Solche Instrumente waren in Deutschland auch um 1925 noch gebräuchlich. Ich erinnere mich, auf einer historischen Illustration zum Film „Berlin – Sinfonie der Großstadt“ (1927) ein ähnliches Akkordeon gesehen zu haben.
Diatonische (Knopf-)Harmonikas werden bis heute gebaut und sind in vielen Formen der Volksmusik und bei den Musiker*n der BalTrad-Bewegung bis heute beliebt.
5. Seit wann gibt es chromatische Akkordeons?
Die Wiener Schrammelharmonika (gebaut ab etwa 1860) hatte erstmals ein chromatisches Grifffeld mit 3 Knopfreihen, die der heutigen Bb-Grifflage des chromatischen Knopfakkordeons entsprach. Das Bassfeld dieser Instrumente nach dem „Wiener System“ wich aber noch völlig von der modernen Bauart ab.
Mehr Info dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Schrammelharmonika
Aus der Zeit um etwa 1900 sind uns dagegen bereits zahllose chromatische Knopfakkordeons überliefert. Als Bassfeld hat sich inzwischen der sogenannte → Stradella-Bass (auch Standardbass genannt) durchgesetzt, den unsere Akkordeons auch heute haben. Viele von ihnen sind bereits als 120bässige Virtuoseninstrumente ausgelegt und in sehr prächtiger Ausstattung.

Foto: Peter M. Haas • Instrument aus der Privatsammlung D. Plinke
6. Seit wann gibt es Akkordeons mit Tasten?
Die heute verbreiteten Piano-Akkordeons wurden seit etwa 1910 angeboten und erlangten bald sehr große Popularität.

Foto: Peter M. Haas • Instrument aus der Privatsammlung D. Plinke
Frühe Vorläufer des modernen Piano-Akkordeons
Auch hier hatte es Vorläufer gegeben.
Der Wiener Harmonikamacher Matthäus Bauer fertigte nach einigen Quellen um 1855 ein Harmonikainstrument mit Klaviertasten, offenbar ist aber kein Exemplar überliefert.
Um 1860 wurden in Paris bereits verschiedene Handharmonikas mit Tasten hergestellt, so die Flutina von Busson und die Harmoniflute von Leon Marix. Sie erlangten kurzzeitige Popularität, konnten sich aber nicht auf Dauer behaupten.
Info darüber auf der website des Museo de la Musica in Urueña, Spanien https://funjdiaz.net/museo/ficha.php?id=148

Foto: Peter M. Haas • Instrument aus der Privatsammlung D. Plinke


7. Der Siegeszug des Piano-Akkordeons
In Deutschland war es die Firma HOHNER, die große und erfolgreiche Anstrengungen unternahm, dem Akkordeon (in Deutschland bis dahin eher als Kneipen- und Volksmusikinstrument verrufen) in Gestalt des Piano-Akkordeons ein neues, seriöses Image zu verleihen. Heranbildung von Akkordeonlehrern, Bildung von Akkordeonorchestern, Beauftragung von Komponisten zur Schaffung vn Akkordeonliteratur halfen, das Akkordeon in den neuen kleinbürgerlichen Schichten populär zu machen. Für die Pianisten von Show-Orchestern gab es prachtvoll ausgestattete Bühneninstrumente.


Foto: Peter M. Haas • Instrument aus der Privatsammlung D. Plinke

Foto: Peter M. Haas • Instrument aus der Privatsammlung D. Plinke
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